Lausitzer Rundschau: Schmale Grenze Zu Sportlern und ihrem Demokratiebekenntnis

Es wirkt zunächst wie ein Anschlag des
Bundesinnenministeriums auf die Meinungsfreiheit, wenn sich
Spitzensportler künftig auch schriftlich zur Demokratie bekennen
sollen, um Fördermittel zu bekommen. Der Fall der Olympia-Ruderin
Nadja Drygalla bietet für ein solches Vorgehen jedenfalls keinen
Anlass, denn inzwischen scheint klar zu sein, dass die Sportlerin
vorschnell öffentlich verurteilt wurde. Dass die Athleten auch zur
Demokratie in diesem Land stehen sollten, ist jedoch eine
Selbstverständlichkeit. Genauso selbstverständlich muss es sein, dass
Trainer, Betreuer und Funktionäre extremistische Haltungen oder
Handlungen ihrer Sportler nicht dulden. Das hat nichts mit
Schnüffelei zu tun. Erstens entspricht anderes nicht dem Geist des
Sports, zweitens ist die Ablehnung von Intoleranz gesellschaftlicher
Konsens. Deshalb haben die Überlegungen des Ministeriums eine gewisse
Berechtigung. Schließlich unterstützen Staat und Gesellschaft die
Athleten mit Steuergeldern dabei, dass der Traum vom olympischen
Gold, von einem Welt- oder Europameistertitel, sich irgendwann einmal
erfüllt. Die Sportler stehen auf internationaler Bühne für dieses
Land, sie sind ein Aushängeschild. Deswegen kann man ihnen auch ein
klares Bekenntnis zu den Werten des Staates abverlangen. Allerdings
ist die Grenze zur Gesinnungsschnüffelei schmal. Den Vorwurf musste
sich schon Familienministerin Kristina Schröder gefallen lassen, als
sie die Extremismusklausel eingeführt hat, wonach
Demokratie-Initiativen, die Fördermittel beantragen, auch für die
Verfassungstreue ihrer Partner-Organisationen bürgen sollen. Das
Innenministerium muss daher bei der Ausgestaltung seines Vorhabens
gut aufpassen, dass es diese Grenze nicht überschreitet.

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