Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Afghanistan und der politische Islam Konzepte gesucht BERNHARD HÄNEL

Die Erwartungen des Westens an eine bessere
Zukunft für Afghanistan sind begrenzt. Robuste Zonen der Sicherheit
sollten entstehen, die eine Rückkehr der Taliban verhindern. Es
scheint, diese Hoffnung ist gestern weiter geschwunden. Selbst im
hochgesicherten Botschaftsdistrikt und rund um das Parlament in Kabul
können die Taliban Furcht und Schrecken verbreiten. Die
Frühjahrsoffensive hat begonnen. Die Erwartung, Freiheit und
Demokratie könnten ansteckend wirken am Hindukusch hat getrogen. Auch
mit dem Bau von Straßen und Schulen und schon gar nicht mit ein wenig
mehr Rechten für Frauen, wurden die Herzen und Seelen der Afghanen
gewonnen. Nichts ist nachhaltig besser geworden in Afghanistan. Der
politische Islam ist stärker geworden. In Afghanistan in seiner
radikalen, in der Türkei in seiner gemäßigten Ausformung. Die Liste
der Länder, die auf dem Weg zur Freiheit radikalen Muslimbrüdern oder
gar den Salafisten mehr trauen, als westlich orientierten Muslimen
ist stetig länger geworden. Der Westen hat darauf keine Antwort
gefunden, weil er offensichtlich die Entwicklung nicht begreift.
Selbst die aktive militärische Unterstützung der libyschen Rebellen
beim Sturz des Gaddafi-Regimes hat keine Sympathiepunkte gebracht.
Die Milizen reichten ihre Waffen weiter nach Mali, Niger und Tschad.
Es ist Zeit zum vertieften Nachdenken. Es braucht zuerst eine Analyse
und dann ein gemeinsames Konzept.Wirtschaftliche Interessen sind da
wenig hilfreich.

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